Alge Electronic profitiert von früheren Krisenerfahrungen

Eine Wirtschaftskrise als Auslöser für Veränderungen: Jetzt bietet der Fertiger elektronischer Bauteile auch den reinen Prototypen-Bau an – für heuer rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzminus von rund 13 Prozent, dennoch werden schwarze Zahlen erwartet -auch Kurzarbeit braucht es nicht – im Jänner 2020 wurde Marc Alge zum zweiten Geschäftsführer des Familienunternehmens bestellt.

Zu Beginn der 2000er-Jahre steckte die Alge Electronic GmbH wie berichtet in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und arbeitete sich in den Jahren darauf wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Die damaligen Erfahrungen sind angesichts der heraufdämmernden Wirtschaftskrise jetzt von Vorteil.

„Wir hätten nicht gedacht dass uns diese schwere Zeit auch einmal einen direkten Nutzen bringen wird“, so der geschäftsführende Gesellschafter Dietmar Alge und sein Sohn Marc Alge im wpa-Gespräch.

Liquidität ist überlebenswichtig

Denn man habe den Umgang mit einer Krisensituation gelernt. Wenn es eine Regel für sein Unternehmen in schweren Zeiten gebe. dann: „Liquidität, Liquidität und nochmals Liquidität sichern. Runter mit den Kosten und das Geschäftsmodell konsequent hinterfragen. Und nicht hoffen. dass es von alleine besser wird.“ All diese Vorsätze habe Alge Electronic bereits in den ersten Wochen der Covid-19- Pandemie in Österreich beherzigt.

Keine Kurzarbeit

So habe man über diverse Fördermittel und das Abrufen von Garantien die Liquidität des Unternehmens in ausreichendem Umfang sichergestellt. Zudem wurden die Kosten wo immer möglich gesenkt, wobei es bislang nur geringe Auswirkungen auf den Personalstand gegeben habe. Aktuell beschäftigt Alge Electronic 47 Mitarbeiter (im Jänner 2019 waren es 53). Kurzarbeit wurde bislang weder eingeführt noch beantragt. Dabei soll es auch bleiben. Darüber hinaus seien alle wichtigen Kunden versichert. „Bis zu 80 Prozent des Auftragsvolumens sind gedeckt.“

Bau von Prototypen

Zudem hat der Fertigungsbetrieb für elektronische Bauteile (EMS Eectronics Manufacturing Service) sein Geschäftsmodell hinterfragt und im Zuge dessen um die Entwicklung und den Bau von Prototypen erweitert. ‚Das bewerkstelligen wir binnen vier Wochen nach den Vorstellungen des Auftraggebers.‘ Zu den Kerngeschäftsbereichen zählt jetzt neben der Bestückung und der Montage sowie der Entwicklung von elektronischen Bauteilen also auch der Prototypen-Bau.

Umsatzminus von 13 Prozent und schwarze Zahlen

Dennoch wird das Unternehmen im 50. Jahr des Bestehens die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen. Wir rechnen aktuell heuer mit einem Umsatz von etwa sieben Millionen Euro. Das wäre ein Minus von rund 13 Prozent, so Dietmar Alge und Marc Alge, der per 1. Jänner 2020 zum zweiten Geschäftsführer bestellt wurde. Trotzdem werde das Unternehmen aller Voraussicht nach auch heuer schwarze Zahlen schreiben.

‚Nachfrage am Markt ist da‘

Nichtsdestotrotz sei die Jahresprognose angesichts der Begleitumstände mit einigen Unsicherheiten behaftet. Die Abrufungen aus den bestehenden Rahmenverträgen der Kunden würden derzeit eher ‚an der Unterkarrte“ liegen. Das gelte für fast alle Bereiche wie Medizintechnik Agrartechnik Verkehrstechnik sowie den Messmittelbereich. ‚Das dritte Quartal 2020 bewegt sich deutlich unter dem Vorjahresquartal. Aber das vierte Quartal liegt gemäß Bestellungen deutlich höher als im Vorjahr.‘ Es scheine. als ob viele Kunden die Sommermonate vergehen lassen wollen. um danach wieder verstärkt tätig zu werden. Denn: ‚Die Nachfrage am Markt ist da.‘

Das Familienunternehmen Alge Electronic wurde 1970 gegründet. Dietmar Alge und sein Sohn Marc Alge haben die Geschäftsführung inne. Jutta Alge, die Frau von Dietmar Alge, ist als Prokuristin tätig. Der Exportanteil liegt bei etwa einem Drittel. (gübi)